„Großes Interesse und sehr viel positive Resonanz“ – so lautet das Fazit der Stadtentwicklungsgesellschaft Griesheim (SEGG) und der Stadt Griesheim nach der dreitägigen Präsentation des Städtebaulichen Wettbewerbs für das Konversionsprojekt „Süd-Ost“. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger haben sich in der Wagenhalle den Siegerentwurf „Griesheimer Anger“ des Bonner Planungsbüro Ulrich Hartung GmbH und dessen landschaftsarchitektonischen Partner „studio grüngrau“ Landschaftsarchitektur GmbH aus Düsseldorf erläutern lassen und mit Verantwortlichen über das weitere Vorgehen diskutiert.
Es sei ein historischer Meilenstein auf dem Weg der Konversion des ehemaligen Flughafengeländes zu einem modernen Wohngebiet, hatte Griesheims Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl zur Eröffnung der Ausstellung erklärt. Der bisherige Weg sei lang und nicht immer einfach gewesen, so der Bürgermeister, aber jetzt habe man mit dem Siegerentwurf eine Leitlinie für ein modernes, ökologisches und sozial ausgewogenes Wohngebiet, das ein großartiges Stück Zukunft für Griesheim bedeute. Krebs-Wetzl konnte zur Eröffnung auch den Hanauer Rechtsanwalt Harald Nickel begrüßen, dessen erfolgreiches „Heidelberger Modell“ in Griesheim noch weiterentwickelt worden sei: Durch die Partnerschaft mit einem privaten Unternehmen innerhalb der SEGG als gemeinsamer Gesellschaft, an der die Stadt 10 Prozent Anteil bei vollem Stimmrecht habe, sei gewährleistet, dass die Interessen Griesheims vollauf berücksichtigt werden. Mit Sahle Wohnen habe man zudem einen Partner gefunden, für den Wohnqualität traditionell einen hohen Stellenwert habe, so der Bürgermeister.
Die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, vor allem aber auch das transparente Verfahren und die Bürgerbeteiligung hob SEGG-Geschäftsführer Jens Gottwald hervor. Das in einem solchen verfahren eigentlich nicht vorgesehene öffentliche „Zwischenkolloquium“ im Frühjahr habe über 1000 Anregungen von Seiten der Bürgerschaft gebracht, die an die beteiligten Planungsfirmen weitergegeben werden konnten.
Vieles davon sei in die Planungen auch eingeflossen, berichtete Prof. Stefan Werrer, Vorsitzender der Jury, der den Siegerentwurf erläuterte. Die hohe Qualität der Entwürfe zeige sich auch daran, dass die Jury sogar zwei erste Preise vergeben habe. Die SEGG habe sich schließlich für den Siegerentwurf des Büros Ulrich Hartung entschieden, der vor allem durch seine offene Planung, einen hohen Anteil an Grün- und Gemeinschaftsflächen und seine Durchmischung der unterschiedlichen Wohnformen auffalle. Etwa 50 Prozent der rund 500 geplanten Wohnungen werden in die Kategorie „bezahlbarer Wohnraum“ oder geförderter Wohnungsbau fallen. Dabei werde es geförderte Wohnungen auch in den 1A-Lagen geben, zum Beispiel am „Anger“, der als „grüner Finger“ eine zentrale Einheit des neuen Wohngebietes bilde. Auch hier seien Bürgervorschläge in die Planung eingeflossen, ebenso wie am Übergangsbereich zum Naturschutzgebiet, wo statt privater Gärten nun öffentliche Wanderwege geplant sind, so Prof. Werrer. Auch der – nach Hinweisen der Jury und aus der Stadt – niedergeschossige Übergang zur bestehenden Wohnbebauung und die verbesserten Verkehrslösungen hätten zur Entscheidung für den Entwurf „Griesheimer Anger“ beigetragen, erklärte der Jury-Vorsitzende.
Insgesamt 43 Prozent des rund 104.000 Quadratmeter großen Geländes werden als Grünfläche geplant, berichtete SEGG-Projektleiter Erich Varnhagen. Das geplante „Wohnen im Grünen“ werde damit voll realisiert. Die Verkehrsflächen wiederum werden unter 10 Prozent liegen, was auch dadurch erreicht werde, dass es dank der zahlreichen Tiefgaragen kaum Parkflächen im Straßenraum gebe, sondern hier vor allem Platz für Fußgänger, Radfahrer und das geplante moderne Mobilitätskonzept geschaffen werde. Man habe mit dem Siegerentwurf jetzt einen hervorragenden Handlungsrahmen und werde das SEGG-Team nunmehr um weitere Fachleute erweitern und in die konkreten Planungen einsteigen.
Varnhagen rechnet damit, dass die weiteren Planungen und die baurechtlichen Entscheidungen im Wesentlichen bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen werden können und im Jahr 2023 mit den Baumaßnahmen begonnen werden kann. Allerdings werde man bereits in den nächsten Monaten mit dem Abriss der alten Gebäude und weiteren notwendigen Vorbereitungen beginnen.
Drei Tage lang war der Siegerentwurf samt Modell in der Wagenhalle ausgestellt worden. Rund 260 Bürgerinnen und Bürger nutzen die Möglichkeit, sich über den Entwurf, aber auch die anderen – nach dem Zwischenkolloquium weiterentwickelten Wettbewerbsbeiträge – zu informieren. Auf großes Interesse stießen auch die historischen Fotos, die der Griesheimer Fotograf Marcel Rauschkolb präsentierte und mit denen die Geschichte des ehemaligen Flughafens lebendig wurde. Einer militärischen Einrichtung, die künftig höchst zivilen Zwecken dienen wird und ein wichtiges Stück Zukunft für Griesheim bedeutet.
Für diejenigen, die keine Gelegenheit hatten, die Ausstellung zu besuchen, werden die Wettbewerbsbeiträge in den nächsten Tagen auf der Internetpräsenz der SEGG unter www.seg-griesheim.de veröffentlicht